
„Die Kunst kommt aus der Idee, aus der Phantasie. Nur um das Formerlebnis
Gestalt werden zu lassen, sind uns die Hände Werkzeug.“ (Edwin Scharff, 1930)
In enger Zusammenarbeit mit dem Edwin Scharff Museum in Neu-Ulm zeigt das Gustav Seitz Museum vom 3. Sept. 2023 – 17. März 2024 in einer Sonderausstellung und erstmals in Brandenburg Arbeiten des Bildhauers Edwin Scharff.
Edwin Scharff (1887-1955) gehört neben Ernst Barlach, Wilhelm Lehmbruck, Georg Kolbe oder Gerhard Marcks zu den bedeutenden deutschen Bildhauern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er war zu Lebzeiten international geachtet und zählte zu den wirkungsreichsten Kräften der deutschen Plastik dieser Epoche.
Scharf beginnt als Maler, wendet sich jedoch bald der Bildhauerei zu. Wie seine Weggefährten ist er einer figürlichen Kunstauffassung verpflichtet, beruft sich auf eine von der Antike geprägte Formensprache und strebt zugleich nach einem zeitgemäßen und doch allgemeingültigen Bild des Menschen. Er verband in seinem Schaffen Tradition und Moderne auf ganz eigenständige Weise. Schaffensstationen des gebürtigen Neu-Ulmers sind neben München und Düsseldorf auch Berlin, wo er als Professor für Bildhauerei ab 1923 für ein knappes Jahrzehnt herausragenden Erfolg und große Wertschätzung erlebt. 1931 wird er in die Preußische Akademie der Künste zu Berlin aufgenommen, gerät aber in den Fokus der Nationalsozialisten. 1933 an die Düsseldorfer Kunstakademie zwangsversetzt und 1937 als „entartet“ verfemt, folgt ab 1940 ein absolutes Arbeitsverbot und die innere Emigration. Scharff wird in der Nachkriegszeit rehabilitiert und lehrt und arbeitet bis zu seinem Tod 1955 in Hamburg. Seit den späten 1970er Jahren beherbergt seine Geburtsstadt NeuUlm und das ihm gewidmete Museum den umfangreichen Nachlass.
Gustav Seitz (1906-1969), eine Generation jünger als Scharff und von denselben Vorbildern geprägt, studiert ab 1925 an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin, an denen Scharff zeitgleich lehrte. 1958 übernimmt Seitz in der Nachfolge von Edwin Scharff eine Professur in Hamburg und erhält 1965 den bis heute von der Freien und Hansestadt Hamburg ausgelobten Edwin-Scharff-Preis.

Reiter, 1949, Bronze (Nachlassgemeinschaft Edwin Scharff)

Hockende Frauen, 1949, Bronze (Nachlassgemeinschaft Edwin Scharff)